Pressemitteilung 09.06.2023

Branchentreffen der Gesundheitswirtschaft. 700 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sprechen über die geplante Krankenhausreform und ignorieren dabei die Berufsgruppe der Pflege.

 

Was ist der Arzt ohne seine Krankenschwester? Was ist die Klinik ohne Pflegepersonal? Wie soll ambulante Versorgung ohne ambulante Dienste funktionieren?

 

Schwerpunkt der Krankenhausreform ist unter anderem eine Optimierung der Versorgung. Im Focus steht dabei auch die noch stärkere Ambulantisierung von Krankenhausbehandlungen, mehr ambulante OP ist das Stichwort. Dies ist zu begrüßen. Mehr ambulante Behandlungen benötigen eine stabile und flächendeckende Versorgung in diesem Land.

 

Diese ambulante Versorgung droht jedoch gerade zusammenzubrechen. Worauf will der Bundesgesundheitsminister Lauterbach und Ministerin Dresse dann aufbauen? Um die pflegerische Versorgung in diesem Land steht es dramatisch schlecht.

 

Das Wasser steht bis zum Hals.

 

In Mecklenburg Vorpommer tragen ca. 450 Pflegedienste mit 17000 Beschäftigten einen wesentlichen Beitrag dazu bei, dass Menschen jeden Alters, dass die Menschen nicht länger als medizinisch erforderlich im Krankenhaus verweilen müssen und die medizinisch notwendige Behandlungspflege, wie Wundverbände, Medikamente, Infusionen und auch lebensnotwendiges Insulin, zum richtigen Zeitpunkt und im medizinisch notwendigen Umfang erhalten.

 

Die Bedeutung der ambulanten Pflege zur Umsetzung der Krankenhausreform, zur Entlastung von Familien und zur Sicherstellung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ist enorm. Ohne die ambulante Pflege wird sich das Leben vieler Familien verändern und massive Einschränkungen für die Arbeitswelt mit sich bringen.

 

Wir, sind ein Netzwerk aus ambulanten Pflegediensten im Flächenland Mecklenburg – Vorpommern. Der durchschnittliche Pflegedienste in MV hat 20 bis 30 Mitarbeiter, ist inhabergeführt und geprägt von einem erheblichen Engagement der Inhaber und deren Mitarbeiter. MV hat ca. 340 (private) Inhabergeführte Pflegedienste, welche sich in der aktuellen Lage ernsthafte Sorgen um die eigene Existenz machen.

 

Pflegedienste können sich ihre Patienten nicht mehr leisten.

 

Eine unwirtschaftliche Finanzierung durch Pflege- und Krankenkassen zwingt die Pflege in die Knie. Pflegedienste im Flächenland MV sind aus wirtschaftlichen Gründen gezwungen, Patienten zu kündigen und unversorgt zu lassen.

 

Es droht ein ganz erheblicher Versorgungsnotstand

 

 

Ein Handwerker braucht in der Stunde einen Stundenverrechnungssatz von deutlich über 80,00 €. Wir kommen in MV gerade, trotz der aktuellen Erhöhungen, auf einen Stundensatz zwischen 35,00 € und 40,00 € je nach Zusammensetzung der benötigten Behandlungspflegen. Tatsächlich bräuchten wir 55,00 € bis 60,00 €. Die Pflegedienste brauchen hier DRINGEND einen wirtschaftlichen Stundensatz.

 

Für genau diese flächendeckende und bezahlbare Pflege waren wir als Netzwerk am 07.06.2023 im lauten und absolut friedlichen Protest in Rostock am Südstadtklinikum.

 

Wir sind Pflegekräfte – uns liegt jede Form von Gewalt fern. Wir sind unparteilich und bekennen uns klar zu den rechtsstaatlichen Prinzipien der sozialen und demokratischen Bundesrepublik Deutschland. Mit Erschrecken haben wir aus dem Nordmagazin zur Kenntnis nehmen müssen, dass im Zusammenschnitt der Bilder und der Darstellung ihrer Reporterin Frau Louisa Maria Carius der Eindruck erweckt wurde, dass es sich nicht um einen Pflegeprotest handelte, sondern eher um sogenannte Querdenker.

 

Louisa Maria Carius „Hier hinten standen vorhin so 100 bis 150 Demonstrierende, es waren aber mitnichten Demostrierende, welche gegen die Pflegereform demonstriert haben, es waren eher sogenannte Querdenker, die auch zum Teil das Kamerateam angegriffen haben und beschimpft haben“ Aufgrund der Berichterstattung des NDR Nordmagazin vom 07.06.2023 19:30 Uhr und den Worten der Reporterin haben wir uns an den NDR gewandt.

 

Es gab  am heutigen Morgen eine persönliche Rückmeldung von Frau Carius, welche sich ausdrücklich beim Netzwerk für den entstandenen Eindruck entschuldigt hat. Frau Carius selbst war innerhalb der Veranstaltung mit Herrn Lauterbach. Innerhalb dieser Zeit gab es eine Behinderung des Kamera – Team des NDR durch eine andere Demonstration. Über diese informierte das Kamera – Team die Reporterin, in der Berichtserstattung entstand dadurch ein falsche Darstellung. Der Sprecher des Netzwerkes überbrachte die Entschuldigung den Mitgliedern des Netzwerkes und nahm die Entschuldigung auch entsprechend an. Es fand darüber hinaus ein inhaltlich wichtiger Austausch zu den Anliegen des Netzwerkes statt.

 

Die enormen ökonomischen und volkswirtschaftlichen Herausforderungen für eine demografiefeste und zukunftsfähige Pflege lassen sich nur Partei- und Fraktionsübergreifend lösen. Deshalb ist es für uns selbstverständlich, dass wir Gespräche mit allen politische Akteuren führen und stellen ausdrücklich klar „Pflege-in-Not-MV“ ist unparteiisch und unabhängig von politischen Parteien, Regierungen und Weltanschauungen.

 

Es liegt in der Verantwortung der Selbstverwaltung (Kostenträger) und den Leistungserbringer (Pflegediensten), die immer noch zu erwartende Agenda, für eine demografiefeste und zukunftsfähige Pflege mit Leben partnerschaftlich zu füllen. Es liegt in der Verantwortung der Bundes- und Landespolitik wie die Pflege unserer Eltern, Großeltern und Freunde in den besonders herausfordernden Jahren gelöst werden.

 

Ohne Politik wird es keine Lösung geben. Vor diesem Hintergrund hatten wir allen Fraktionen des Landestages M – V angeboten, auf unserer Protestveranstaltung am 12.06.2023 ab 09:30 Uhr an der Siegessäule in Schwerin (am Landtag) zu den Demonstranten zu sprechen.  Aufgrund der aktuellen Entwicklung haben wir dieses Angebot zurückgezogen. Das Netzwerk ist nicht bereit sich politisch instrumentalisieren zu lassen. Das Netzwerk wird sich auf den Protest und die eigenen Forderungen konzentrieren. Ungeachtet dessen werden wir den begonnenen konstruktiven Austausch, gemeinsam mit der bpa – Landesgruppe MV, dem Sozialministerium und politischen Akteuren fortsetzen.

 

Wir freuen uns an dieser Stelle berichten zu dürfen, dass uns heute Morgen auch die Mitteilung der Ministerin Dreese erreicht hat, dass diese am 12.09.2023 in Schwerin am Sozialministerium mit den Demonstranten ins Gespräch kommen wird.

Für Rückfragen steht Ihnen der Unterzeichner jederzeit telefonisch unter 0151 52 349 213 zur Verfügung.

 

#pflegeinnot                                #deutlichwerden                        #5nach12

 

Ansprechpartner: Maik Wolff – hilfe@pflege-in-not-mv.de